krueger74_AFP via Getty Images_nigercoup AFP via Getty Images

Die Geopolitik der afrikanischen Schuldenkrise

WASHINGTON, DC – In den Vereinigten Staaten leben etwa 330 Millionen Menschen, während alle Nato-Staaten zusammen rund 975 Millionen Einwohner haben. Zählt man die wichtigsten asiatisch-pazifischen Partnerländer der Nato - also Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland - hinzu, so ergibt sich eine Gesamtbevölkerungszahl von 1,3 Milliarden. Im Gegensatz dazu leben in Russland und China zusammen etwa 1,6 Milliarden Menschen. Die übrigen Teile der Welt, darunter Indien sowie große Teile Asiens, Afrikas, des Nahen Ostens und Lateinamerikas kommen auf 5,3 Milliarden Menschen.

Obwohl weniger als 15 Prozent der Weltbevölkerung in Nato-Staaten leben, erwirtschaften diese etwa 31 Prozent des weltweiten BIP. Allerdings wird der Anteil der übrigen Regionen an der Weltwirtschaft im Laufe der Zeit voraussichtlich zunehmen, und ihre geopolitische Loyalität sollte nicht als selbstverständlich betrachtet werden.

Vor allem Afrika wird im kommenden Jahrhundert voraussichtlich einen bedeutenden Beitrag zum weltweiten Wachstum leisten. Zunächst gilt es für den Kontinent allerdings mehrere gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Obwohl die Bevölkerungszahl von den heutigen 1,4 Milliarden bis 2075 auf 3,3 Milliarden anwachsen soll, gestaltet sich das Wirtschaftswachstum schleppend und viele afrikanische Länder stecken derzeit in Schuldenkrisen oder weisen ein hohes Risiko für eine derartige Entwicklung auf. Ohne robustes Wirtschaftswachstum wird wohl der Migrationsdruck steigen, wodurch sich die politische Instabilität verstärken und Staatsversagen an der Tagesordnung stehen würde.

https://prosyn.org/eDOPNcFde